Die deutsche Provinz hat nach dem Zerfall der Sowjetunion (1989-1991) die Zeichen der Zeit erkannt und im Sinne des Reiches Gottes angepackt. Nun öffnet sich eine neue Tür. Es ist die Stadt Mukatschewe im Drei-Länder-Eck Slowakei-Ungarn-Rumänien. Von den politischen Grenzen her gesehen heißt das Gebiet Westukraine, doch wegen kultureller und religiösei“ Besonderheiten wird es gerne als Transkarpatien bezeichnet.

Es handelt sich nicht um eine neue Niederlassung der Claretiner, sondern um eine zeitgerechte und wirksame missionarische Mitarbeit vor Ort. P. Josef Wetzstein wurde von der Provinzleitung „zur Ungarnseelsorge“ in die Diözese Mukatschewe entsandt. Die Voraussetzung und die Bereitschaft dazu bringt er mit: Mit der ungarischen Sprache ist er vertraut. Zielgruppe sind die circa 60 000 römisch-katholischen Gläubigen ungarischer Muttersprache.

Weil in Transkarpaüen die Zahl der ausgegrenzten, benachteiligten, zur Auswanderung genötigten Menschen dramatisch steigt, ist allen, die hier solidarisch anpacken und zuverlässig helfen, die bürgerliche und kirchliche Wertschätzung innerhalb das ungarischen Mutterlandes gewiss. Schon seit 1992 hat unsere Missionsprokura die Arbeit der Sankt-Hieronymus-Bibelge-sellschaft in Ungarn unterstützt.

Bald nach dem Besuch von Papst Johannes Paul II. in der Ukraine wurde im Jahre 2002 die damalige Apostolische Administratur zur Diocesis Munkacsien-sis Lalinorum erhoben und Antal Maj-nek OFM mit dem Bischofsamt betraut. Die harte Anfangsarbeit war von ungarischen Franziskanern mitgetragen. Später kamen Ordensleute aus der Slowakei, drei Priester aus Deutschland und sieben indische Ordensschwestern hinzu. Zum Team der gemeinsam zu tragenden, schwierigen Mission meldete sich auch ein Jesuit und zuletzt ein Claretiner. Mehr als zehn voll in die Diözese eingebundene junge Priester beweisen, dass es auch bodenständige Berufungen gibt.

Der Bischof selbst vereinbart die Prioritäten wie Bibelarbeit und Katechese, Caritasarbeit sowie Ehe und Familie. Er sorgt bei einem Team aus Klerikern und Laien verschiedener Muttersprache für ein gutes Miteinander. Zwar sind die Möglichkeiten eingeschränkt und die eigenen Mittel knapp, aber die innere und äußere Aufbauarbeit kommt voran. Die Gläubigen sind emotional nicht ausgebrannt, sondern empfänglich für Gott. Viele ringen um ihre christliche Identität. Sie dulden es nicht, dass sie noch einmal dermaßen betrogen und bis in die Seele hinein verwüstet werden.

Zur Eingewöhnung hatte P. Wetzstein im September in Uzhgorod ein Praktikuni gemacht. Eine Woche vor Weihnachten trat er in Mukatschewe an. Er bekam Kost und Wohnung im Bischofshaus. Er ist als Kaplan am Dom Sankt Martin angestellt. Der Einstieg war kein Kinderspiel. Hausbesuche bei Alten und Kranken, viel Beichthören, Gottesdienste in Filialkirchen, Begräbnisse, erste Erfahrungen mit der ukrainischen Sprache. P. Wetzstein fasst zusammen: „Mit Gottes Hilfe ist es gelungen. Ich wurde warmherzig aufgenommen und lühle mich ins Team, eingebunden. Ob ich mich allein fühle? Keineswegs, weder in der ukrainischen Umwelt noch als Ordensmann. Getragen bin ich vom Bewusstsein, seit 50 Jahi’en zur weltweiten claretinischen Familie zu gehören, und von den Missionserfahrungen aus dem Kongo. Eigentlich ist es im 21. Jahrhundert zeitgerecht, dass der eine oder andere Claretiner an gewissen Brennpunkten (im Sudan, in Haiti und anderswo) solidarisch mitarbeiten darf. Die Verbundenheit im Gebet, die materielle Hilfe durch unsere Wohltäter gilt jetzt noch mehr. Den Rest besorgt das allgegenwärtige Internet mit der blitzschnellen Verbindung (in Freud und Leid) von Würzburg über Wien bis nach Rom.“